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Leichtathletik
690 Euro für Leichtathletik: Wie dekadent werden die Olympischen Spiele?
Einmal bei Olympia dabei sein: Das ist nicht nur für viele Sportler ein großer Traum. Europäischen Zuschauern bietet sich im nächsten Jahr vielleicht die einmalige Gelegenheit. Immerhin sind die nächsten Austragungsorte Los Angeles (2028) und Brisbane (2032).

Neben etwas Losglück bei der Ticketvergabe müssen Sportfans allerdings tief in die Tasche greifen. An diesem Mittwoch geht es in die zweite Verkaufsrunde. Dann haben all jene eine neue Chance, die in der ersten Runde leer ausgegangen sind. 3,25 Millionen von zehn Millionen Tickets sind bereits verkauft.

Über die offizielle Website konnten sich Sportfans anmelden, wurden per Los ausgewählt und hatten dann 48 Stunden Zeit, sich ein Paket – bestehend aus drei Veranstaltungen – zusammenzustellen. „Für die Olympischen Spiele 2024 in Paris ist die Nachfrage nach Tickets erwartbar groß. Begrenzte Zeitfenster für den Abschluss eines Kaufs sind dazu geeignet, Verbraucherinnen unter Druck zu setzen“, urteilt die Verbraucherzentrale Bayern.

Olympia-Tickets: Hohe Preise, großer Kaufdruck, wechselndes Angebot
Im Zentrum der Kritik: die Preise. Eine Leichtathletikveranstaltung mit Medaillen-
entscheidung kostet 690 Euro, ein Tag bei den Schwimmwettbewerben 230 Euro und ein Volleyball-Viertelfinale 180 Euro. Vier von fünf Franzosen finden die Tickets laut einer aktuellen Umfrage zu teuer.

Das IOC betonte stets, dass zehn Prozent der Karten 24 Euro kosten würden. Viele Ticketnutzer sahen eine andere Realität: Meist waren nur Tickets in beiden teuersten Kategorien A und B verfügbar und beinahe minütlich änderte sich das verfügbare Angebot. Eine Masche, um erstmal die teuren Tickets loszubekommen?
„Zur Höhe der Preise und dem wechselnden Angebot können wir keine Aussage treffen, da wir hier keine Einblicke haben“, schreibt die Verbraucherzentrale Bayern. „Grundsätzlich kann der Veranstalter den Preis frei festlegen, solange dabei nicht die Grenzen des Wuchers überschritten werden.“

Kauf von Olympia-Tickets: Verbraucherzentrale rät zur Vorsicht
Nun startet die zweite Verkaufsphase. Interessierte können sich bis 20. April registrieren. Ab Mitte Mai wird dann erneut gelost. Wer ausgewählt wird, hat wiederum 48 Stunden Zeit, Tickets für einzelne Veranstaltungen zu erwerben. Die Verbraucherzentrale rät: „Verbraucherinnen und Verbraucher sollten sich im Vorfeld informieren und vorbereiten: Welche Sportarten und Sessions möchten sie gerne besuchen? Wie viele Tickets werden benötigt? Wie viel wollen sie dafür maximal ausgeben? Wenn eine Sportart nicht mehr verfügbar oder zu teuer ist, soll dann eine andere besucht werden?“

Hilfreich sei es auch, sich ein maximales Budget festzulegen. „Neben den Tickets selbst müssen Verpflegung, Anreise und Übernachtungskosten einkalkuliert werden – und für alle Bereiche ist wegen der hohen Nachfrage mit stark steigenden Preisen zu rechnen“, schreibt die Europäische Verbraucherzentrale auf ihrer Website.

Einnahmen sind eine Finanzspritze für heimische Sportlandschaft
Christoph Breuer ist Sportökonom. An der Sporthochschule Köln forscht er zu sportlichen Großveranstaltungen und der Frage: Wie gemeinwohlorientiert sind Sportverbände eigentlich? Dass die Olympia-Tickets so teuer sind, habe nur bedingt etwas mit Profitgier des IOC zu tun.
Denn: „Das Geld aus dem Ticketverkauf bekommt immer das jeweilige Organisationskomitee des Gastgeberlandes.“
Die Ticketing-Einnahmen würden für die Durchführung verwendet. Dabei kann Paris doch auf eine bestehende Infrastruktur zurückgreifen – anders als zum Beispiel bei der Fußball-WM in Katar, wo Stadien erst gebaut wurden. Es geht aber um etwas anderes.
„Das Organisationskomitee darf Gewinn machen und muss nicht nur die Kosten decken. Jeden Euro mehr kann das Gastgeberland nämlich behalten, es fließt in die heimische Sportlandschaft. Deswegen sind nach der WM 2006 in Deutschland auch so viele neue Kleinfelder entstanden“, erklärt Breuer.

Eine Möglichkeit, um die Preise zu drücken: Quersubventionierung durch das IOC. „Dem IOC geht es durch TV-Einnahmen und Sponsoren sehr gut. Wenn man sich finanziell stärker einbringen würde, könnte das Organisationskomitee die Preise reduzieren und für französische Jugendliche wäre ein 100-Meter-Finale erschwinglich – und nicht ‚nur‘ eine Vorentscheidung im Bogenschießen“, sagt Breuer.

Ende des Jahres bildet eine dritte Verkaufsphase den Abschluss des Ticketverkaufs. Über deren Prozedere ist noch wenig bekannt. Das kann auch eine Gefahr sein, wie Breuer erklärt. „Es gibt noch viel drastischer Maßnahmen, um die Ticketerlöse zu maximieren. Man könnte die Karten versteigern. Oder man macht es wie in US-Profiligen, da wird mittels Standortbestimmung ermittelt, von wo man ein Ticket kauft. In New York zahlt man dann wesentlich mehr als in Detroit.“

QUELLE: TZ-Max Müller